Die dekorative ausstattung des Tempels
Seitlich vom Südeingang sind die Marmorplatten zu sehen, die den unteren Bereich der Wände im Presbyterium und im Saal bedeckten. Man hat festgestellt, dass diese Verkleidung auf den Marmorboden abgestimmt war, der aus rechteckigen Platten und sechs- und dreieckigen Steinen in den Farben Schwarz und Weiß bestand. Sie waren so angelegt, dass sie ein sternenförmiges Motiv darstellten, das dem ähnelte, das mit antiken Elementen im Saal rekonstruiert wurde. In der nordöstlichen Ecke des Presbyteriums ist dieser Boden rechts in der Wand gegenüber vom Eingang erhalten, wo Abdrücke der Steine erkennbar sind.
Der aktuelle Bodenbelag ist hingegen das Ergebnis einer jüngeren Umgestaltung aus dem 20. Jh., bei der das ursprüngliche Niveau des Presbyteriums, das vielleicht bereits im Mittelalter aufgestockt worden war, wieder hergestellt wurde. Nach diesen Arbeiten wurde auch ein Sarg, der auf der Aufstockung des Fußbodens unterhalb des nördlichen Schiffs an der Abgrenzung zum Presbyterium aufgestellt war, zerlegt: Er war durch das Zusammenfügen antiker Fragmente aus der zweiten Hälfte des 8. Jh.s gefertigt worden, die einst als Brüstung einer Kanzel oder eines Ambos dienten. Sie sind heute an der Wand aufgehängt zu sehen. Dieser Sarkophag ist auch unter dem Namen „Sarg von Piltrude“ bekannt.
In der nordöstlichen Ecke des Presbyteriums ist auch cremefarbener Marmorputz zu sehen, der sich über die Ost- und Nordwand erstreckt. Vermutlich wurde er vor dem Fußboden und der Wandverkleidung aus Marmor angebracht. Er könnte ein Beleg für eine erste dekorative Ausstattung der Kapelle, mit einem anderen, niedrigeren Boden sein. Er könnte aber auch das Ergebnis eines vorläufigen Ausbaus während der langen Baugeschichte des Tempels sein, bei der während der Arbeiten Änderungen vorgenommen wurden. Diese vermuteten Änderungen würden auch die unübliche Anordnung der Bretter über den Pfeilern erklären, auf denen im östlichen Bereich das Gewölbe aufliegt und die weit aus der Wand herausragen.
An den hohen Wänden des Presbyteriums sind nur spärliche Spuren der antiken dekorativen Ausstattung erhalten, die sehr üppig gewesen sein muss. Das Vorhandensein von Nägeln auf dem Belag, der noch immer das seitliche Tonnengewölbe bedeckt, suggeriert eine Verkleidung aus Stuck oder Mosaik. Ein Mosaik bedeckte mit Sicherheit das obere Register der Rückwände, wie ein kleiner Rest im südlichen Seitenschiff in Fensternähe unter einem Glasschutz belegt.
Zwischen der Verzierung der Gewölbe und den Marmorplatten sah die dekorative Ausstattung des östlichen Bereichs wahrscheinlich zwei Friesen aus Stuck mit einer Inschrift vor, die sich über das Presbyterium hinaus erstreckte und bis zu den Nord- und Südnischen des Saals reichte. Von der in Versen - vierundzwanzig Hexameter - verfassten und in großen weiß-ockerfarbenen Buchstaben auf purpurfarbenem Hintergrund geschriebenen Inschrift sind nur wenige Fragmente übrig. Das am besten erhaltene ist an der Nordwand des Saals zu sehen. Neben den Anrufungen der Hl. Jungfrau und des Erlösers weist der lesbare Text auf Trauerfälle hin und erinnert an die barmherzigen Erbauer des Gebäudes, deren Namen jedoch leider nicht genannt werden. Es handelt sich also um eine Widmung, die den Bau des Tempels zelebriert und sich das antike Modell der öffentlichen Propaganda zu eigen macht und auf diese Art den obersten Auftraggeber, vermutlich den König, nennt, der den Bau des Tempels gewollt hat.
Dies geht auch klar aus der Betrachtung der Stuckdekorationen und Fresken des Saals hervor, die zweifelsohne das Handwerk tüchtiger Meister sind und wichtige Werke des Prozesses darstellen, der in der spätlangobardischen Zeit zur Schaffung einer gehobenen Kunstform führte, die von den obersten Führungskreisen des Königreiches gefördert wurde.
Diese Verzierungen, die in der Landschaft des langobardischen Italiens einmalig sind, können an der westlichen Fassadenrückwand, direkt gegenüber vom Presbyterium, betrachtet werden. Dort ist die ursprüngliche Aufteilung in drei Ornamentbereiche erhalten, die einst auch die Nord- und Südwand prägte.
Über dem oberen Sockel aus Marmor, der nun von dem Holzchor verdeckt ist, erstrecken sich die Fresken des Mittelbereichs, deren Motiv Heilige über einem Rahmen mit Pflanzenornamenten sind und die nunmehr nur an den Seiten des Eingangsbogens zu sehen sind. Auch alle Lunetten der Bögen waren mit Fresken verziert: Im Westen kann man die Darstellung des Segnenden Christus zwischen den Erzengeln Michael und Gabriel sehen. In der Lunette der Südseite ist eine stark beschädigte Hl. Jungfrau mit Kind zwischen zwei Erzengeln zu sehen. Das Fresko in der Lunette der Nordwand ist hingegen nicht mehr erkennbar.
Aufgrund ihrer formalen Eleganz zählen diese Gemälde zu den besten Malereien des 8. Jh.s. Sie stammen von Künstlern, die mit der griechisch-byzantinischen Malerei jener Epoche vertraut waren.
Von außergewöhnlicher Qualität sind ferner die Stuckverzierungen, beginnend bei dem Architrav und dem Bogen mit Weinranken in Hohllochformat, der das Eingangsportal schmückt. In diesen Werken wird an das ikonographische Repertoire und an Werke naturalistischer Ausprägung angeknüpft, die mit der plastischen Hervorhebung durch das Spiel von Hell und Dunkel gepaart sind, das aus der frühchristlichen und byzantinischen Kunst stammt.
Auch andere Stuckornamente gehen auf diese Tradition zurück: die Geschossbänder mit Blumenmotiven, in deren Zentrum Glasampullen eingefügt waren, oder die Halbsäulen mit Kapitellen und Archivolten, welche die Fenster einrahmten, und vor allem die Heiligen und Märtyrer seitlich der Fenster. Neben den heute an der Westseite sichtbaren Figuren muss es ursprünglich noch sechs weitere gegeben haben, die die Nischen zwischen den Fenstern der Nord- und Südwand zierten. Es wird vermutet, dass an der Ostwand über dem dreibogigen Fenster des Presbyteriums eine etwas größere plastische Figurengruppe stand, die die Verkündigung oder den Cristo in Maestà darstellte.
Die erhaltenen weiblichen Figuren sind alle etwas größer als naturgemäß und haben allesamt einen Heiligenschein. Die zwei Figuren, die sich seitlich des Fensters befinden und leicht gedreht betend dargestellt sind, haben eine Tunika mit Kopfbedeckung und zeigen auf das Fenster der Lichtquelle, das Jesus, den Erlöser, symbolisiert. Die anderen vier in frontaler Position tragen reichlich verzierte Kleidung, Edelsteinketten und Diademe und halten den Märtyrerkranz und das Kreuz in der Hand.