Das Valle-Gebiet und die langobardische gastaldaga
Das Valle-Gebiet, auf dem sich das Kloster erstreckt, spielte in der Römerzeit wohl eine untergeordnete Rolle. Dabei ist nach wie vor strittig, ob es bereits seit der Gründung von Cividale zum Stadtgebiet gehörte.
Laut den jüngsten Nachforschungen befand sich dieses Gebiet dicht hinter den alten Stadtmauern, die bis zum Fluss hinunterreichten, in der Nähe eines alten Tores, der Porta Brossana, durch welches man die Stadt Richtung Osten verlassen konnte.
Das Gebiet, auf dem sich die Gastaldaga und das Kloster erstrecken, musste bereits ursprünglich zur römischen Stadt gehören, über ältere Niederlassungen ist aber wenig bekannt.
Selbst wenn in Vergangenheit einige Funde und Anlagen der Römerzeit zugeordnet wurden, kann die Nutzung dieses Gebietes in jener Zeit nicht mit hinreichender Sicherheit ermittelt werden. Im Laufe der in mehreren Teilen des Klosters durchgeführten neuzeitlichen Ausgrabungen wurden neue Erkenntnisse ans Tageslicht gebracht. Diese reichen aber nicht aus, um eine Besiedlung in der Römerzeit zu belegen. Sie bezeugen jedoch eine umfangreiche Niederlassung, welche zeitlich nicht vor der spätrömischen-frühmittelalterlichen Zeit - ca. zu Beginn des 6. Jh.s n. Chr. - einzuordnen ist.
Das Valle-Gebiet spielte ab dem Frühmittelalter, vielleicht auch schon in gotischer Zeit (zu Beginn des 6. Jh.s), mit Sicherheit aber während der langobardischen Herrschaft (Ende des 6. Jh.s - 8. Jh.) in der städtischen Organisation von Cividale eine zentrale Rolle.
Die Nähe zu einer Straße, die aus der Stadt führte, verlieh dieser Stätte eine besondere Bedeutung. Diese eignete sich so für die Errichtung eines der Machtzentren des Städtchens, wobei diese Praxis auch anderswo in Italien während der Gotik und der langobardischen Zeit nachgewiesen wurde.
Eine in einer späteren Überlieferung genannte Urkunde von Berengar I - dem König Italiens und späteren Kaiser zwischen Ende des 9. und Beginn des 10. Jh.s - erinnert daran, dass sich an jenem Ort, der den Namen Valle trug, der Sitz der königlichen Gastaldaga befand.
Genau an jenem Ort, an dem zu einem späteren Zeitpunkt das Kloster erbaut wurde, muss sich im Frühmittelalter, mindestens seit der langobardischen Zeit, einer der Knotenpunkte der Stadt befunden haben: der Königshof, d. h. der Sitz des Gastaldo regio, des Verwalters der Steuern und der königlichen Besitztümer in Cividale und im Herzogtum Friaul.